Für Unternehmen, die Waren lagern müssen, ist die Entscheidung zwischen einem zentralen oder dezentralen Lager ein wichtiger Erfolgsfaktor. Am Ende hängen davon neben den Lagerkosten auch Faktoren wie die Lieferzeiten, die Verfügbarkeit der Produkte und auch die Flexibilität und Reaktionsfähigkeit ab. In diesem Beitrag bekommen Sie einen kompakten Überblick über die Vor- und Nachteile der beiden Lager als wichtige Entscheidungsgrundlage für Ihre Betriebsorganisation.
1. Zentrale Lager sind kostengünstiger, aber weniger flexibel
• Zentrallager eignen sich vor allem für kleine und mittelständische Betriebe
2. Dezentrale Lager binden viel Kapital
• Dafür bieten sie schnellere Lieferwege
• Sie eignen sich für große Händler
Ein zentrales Lager ist ein einzelner Standort, an dem alle Lagerbestände eines Unternehmens gesammelt und verwaltet werden. Von diesem zentralen Lager aus werden die Produkte an die Kunden in verschiedene Regionen versendet. Im Gegensatz dazu gibt es bei einem dezentralen Lager mehrere Lagerstandorte, auf die die Lagerbestände verteilt werden. Diese dezentralen Lager können dicht beieinander liegen aber beispielsweise auch deutschlandweit verteilt sein.
Der E-Commerce erlebt aktuell einen unaufhaltsamen Boom.Laut den Daten des Statistischen Bundesamtes machte der Online-Handel im Jahr2000 1,3 Milliarden Euro Umsatz. Zehn Jahre später waren es schon 20,2 und imJahr 2023 konnte ein exponentieller Anstieg auf 89,4 Milliarden Euroverzeichnet werden - Tendenz weiter steigend. Zeitgleich steigen auch dieErwartungen und Ansprüche der Kunden, die online etwas bestellen. Sie erwarten schnelle Lieferungen ihrer Bestellung und möglichst geringe Lieferkosten. Teilweise können Händler sogar schon einen Versand der bestellten Ware am selben Tag anbieten. Gleichzeitig steigt auch die Bedeutung eines umweltfreundlichenTransports. Lange Lieferwege sollen vermieden und Verpackungsmaterialien eingespart werden.
Dementsprechend steht der E-Commerce unter einem hohen Druck, diese Erwartungen der Endkunden zu erfüllen. Online-Händler müssen ihre Logistik und ihre Lagerorganisation dementsprechend anpassen und ihre Standorte so wählen, dass die Nähe zum Kunden hergestellt wird. Dabei müssen natürlich die Transportkosten und die allgemeinen Betriebskosten im Blick sein. Für mehr Effizienz werden oftmals Technologien wie Lagerverwaltungssysteme und Bestellabwicklungs-Systeme eingesetzt. Die Frage, ob eine zentrale und eine dezentrale Lagerung besser ist, muss entsprechend gut überlegt und durchdacht werden.
Sämtliche Aufträge und Versendungen werden hier von einem Lagerstandort abgewickelt und die Eingänge - ob vom Lieferanten oder der Produktion - werden in einem einzigen Wareneingang verbucht. Es entsteht hier also ein entsprechend großer Umschlag, der hohe Ansprüche an die Lagerlogistik stellt. Daher werden in Zentrallagern sehr häufig Automatisierungslösungen eingesetzt, beispielsweise im Bereich der Kommissionierung, der Bestandsführung, der Kommunikation und der effizienten Organisation kurzer Transportwege. Besonders wichtig ist es hier, dass es eine gute infrastrukturelle Anbindung an den Lagerstandort gibt in Form von Autobahnen, Schienen oder Häfen.
Ein entscheidender Vorteil des Zentrallagers sind die vergleichsweise geringen Investitionskosten. Es braucht nur ein Lagerstandort eingerichtet werden, statt an mehreren Standorten eine Lagerfläche aufzubauen. Darüber hinaus ergeben sich für diese Lagerart noch weitere Vorteile:
• Sehr hohe Lieferbereitschaft
• Geringer Bedarf an Personal
• Niedrigere Lagerkosten
• Hohe Automatisierung möglich
• Niedriger Mindestbestand nötig
• Hohe Standardisierung der Lagerabläufe
• Leichtere Optimierung der Lagerausstattung möglich
• Einfache Anbindung an IT-gestützte Systeme (ERP)
Ein zentrales Lager eignet sich am besten für kleine und mittelständische Betriebe, die überschaubare Bestände haben und die Verteilung ihrer Artikel besser von einem Standort aus organisieren können.
Die Wahl eines passenden Lagerstandortes ist hier besonders wichtig. Um Transportwege zu den Kunden einzusparen, sollten Unternehmen einen zentralen Standort, möglichst in der Mitte von Deutschland wählen. Ein solcherLagerplatz ist naturgemäß rar und in der Regel mit entsprechend hohen Kostenverbunden.
• Geringere Flexibilität bei der Lieferung
• Höhere Transportkosten, wenn die Lieferwege weit sind
• Begrenzte Lagerkapazität
• Höheres Risiko für Lieferunterbrechungen
Da die Lieferflexibilität von einem Umschlagslager entsprechend geringer ist, müssen die Kunden länger warten. Die längeren Wege zum Kunden wirken sich am Ende auch auf die Preise aus, die Unternehmen für denTransport kalkulieren müssen.
Gerade größere Unternehmen entscheiden sich dazu, mehrere Warenlager einzurichten, auf die sie ihr Sortiment verteilen können. Die Entscheidung für diese Lagerart ergibt sich häufig durch Kundenwünsche, wenn diese beispielsweise nach einer schnelleren Belieferung fragen. In diesem Fall müssen Entfernungen zwischen Lager und Endkunden reduziert werden, um mehr Kundennähe herzustellen.
Insbesondere größere Unternehmen mit einem sehr hohen Warenbestand profitieren von dieser Art des Lagers. Im Vergleich zum zentralen Lager ergeben sich hier entscheidende Vorteile.
• Hohe Lieferflexibilität
• Belieferung mehrmals täglich möglich
• Schnelle Lieferzeiten
• Besserer Kundenservice
• Geringere Transportkosten
Damit dieses Lager gut funktioniert, ist die Kommunikation zwischen den Lagerstandorten und der Unternehmenszentrale sehr wichtig.
Je mehr Lagerflächen eingerichtet werden, desto mehrInventar wird dafür gebraucht und desto höher sind am Ende auch dieInvestitionskosten. Umso wichtiger ist es daher, auch die Nachteile dieserLagerart im Blick zu behalten.
• Höhere Investitions- und Betriebskosten
• Höhere Kapitalbindung
• Aufwändige Koordinierung
• Größere Mindestbestände nötig
• Fehlallokationen möglich
• Hohe Personalkosten
Das dezentrale Lager lohnt sich daher vor allem für größereFirmen, die skalierbare und flexible Lieferlösungen suchen und im Wettbewerb um den besten Kundenservice vorne mitspielen wollen.
wollen.
DasUnternehmen ratioform ist in Deutschland führend im Handel von Verpackungen für den Versand, das Lager und das Büro. Die Lagerung ist auch hier ein zentralesThema, denn die Kunden wollen schnell beliefert werden, dabei aber das Budgetfür die Versandkosten im Blick behalten.
DominikSager war lange Leiter der Logistik bei ratioform und erklärt in einemInterview, wie das Unternehmen den großen Umschlag bewältigt:
„Wir haben [die Logistik] 2015 perfekt an die aktuellen Anforderungen angepasst. DieStandardverpackungen werden bundesweit vom Zentrallager in Pliening bei München versandt, bei Sonderverpackungen kommen zusätzlich unsere sechs Regionallager ins Spiel. Dort sind alleSonderverpackungen verfügbar, die von den örtlichen Kunden nachgefragt werden.“
DasUnternehmen nutzt damit beide Lagervarianten. Es gibt ein zentrales Lager, von dem aus der größte Umschlag stattfindet. Alles andere wird über dieRegionallager abgewickelt. So kann ratioform den eigenen Anspruch erfüllen, 97% der Verpackungen innerhalb von 24 Stunden zu liefern.
Die Lagerhaltung ist heute so wichtig, damit die Produkte rechtzeitig verfügbar sind, Bestellungen schnell abgewickelt werden können und Kunden mit schnellen Lieferzeiten und einem guten Service zufrieden sind.
In der Lagerhaltung geht es hauptsächlich um die Lagerung und Verwaltung von Produkten. Dazu gehört auch die Aufbewahrung von Waren und die Überwachung des Lagerbestands, damit die richtigen Produkte zum richtigen Zeitpunkt verfügbar sind. Fulfillment im E-Commerce hingegen beinhaltet neben der Lagerhaltung auch die Abwicklung von Bestellungen, Verpackung und Versand an die Kunden. Fulfillment-Dienstleister übernehmen alle Schritte von der Bestellungseingabe über die Kommissionierung der Produkte aus dem Lager bis hin zur Verpackung und dem Versand an den Endkunden.